Reinheimer Teich
Das Naturschutzgebiet hat zur Zeit eine Größe von ca. 75 ha. Die Unterschutzstellung soll den Erhalt und die Entwicklung der hier vorhandenen seltenen Pflanzen und Tiere sichern. Empfehlenswert als Spaziergang ist der Rundweg von ca. 3 km. Im April 2003 wurde eine neue Beschilderung an diesem Weg angebracht. 8 Tafeln geben Informationen zu Historie, Botanik, Wildtieren, Vogelwelt, und Leben im Wasser.
Zur Geschichte
Das Gebiet in dem das heutige Naturschutzgebiet "Reinheimer Teich" liegt, wurde ehemals "Reinheimer Bruch" genannt. Es war ein Feuchtgebiet, das sich bis zum Verkauf an den Landgrafen Ludwig V. im Jahre 1625 im Besitz der Gemeinden Spachbrücken und Reinheim befand. Unter Landgraf Georg II. wurde schon 1626 mit den Baumaßnahmen für eine Fischteich begonnen. Hierzu wurden Teile des Geländes mit einem Damm versehen und der Wembach sowie Teile der Gersprenz eingeleitet, um eine ganzjährige Wasserführung sicherzustellen. Es wurden vorwiegend Karpfen und Hechte gezüchtet. In einem Teichhaus, das 1970 abgerissen wurde, wohnte der Teichknecht als Aufseher. Zwischen dem 30jährigen Krieg und Mitte des 19. Jahrhunderts wechselte die Nutzung zwischen fischereilicher Nutzung und Grünlandnutzung. Im Jahre 1910 wurde das Gelände von der Großherzoglichen Dominalverwaltung an die Gemeinde Reinheim zurückgetauscht un in der Folge in der Pacht als Weide und Mähgrünland genutzt. Nach jahrelangen Verhandlungen wurde das Gebiet dann am 19.12.1975 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und ist heute zentraler Bestandteil des zur EG nach Brüssel gemeldeten FFH-Gebiets (Flora-Fauna-Habitat) "Untere Gersprenz".
Die Tierwelt
Das Naturschutzgebiet "Reinheimer Teich" zeichnet sich durch eine reiche Fauna mit vielen bedrohten und seltenen Arten aus. Anlässlich der letzten zoologischen Bestandserfassung für das Regierungspräsidium wurden folgende Arten festgestellt.
12 Fischarten, 4 Fledermausarten, 6 Amphibienarten, 28 Tagfalterarten, 16 Heuschreckenarten, 21 Libellenarten, 89 Laufkäferarten und 120 verschiedene Spinnen. Besonders reichhaltig ist die Vogelfauna: Insgesamt konnten 101 Vogelarten, davon 64 Brutvogelarten festgestellt werden. Gut die Hälfte der festgestellten Arten sind in Hessen und / oder der Bundesrepublik in den Roten Listen verzeichnet.
Besondere Bekanntheit erlangte der Reinheimer Teich jedoch erst kürzlich, als es den Mitgliedern des Gewässerschutz und Angelvereins Reinheim mit Unterstützung der Reinheimer Bevölkerung gelang, hier die Europäische Sumpfschildkröte (Emyr orbicularis) nachzuweisen.
Eine echte Sensation, denn die Reinheimer Population ist die bisher einzigste bekannte Population in den alten Bundesländern. Zudem gelang es, einige Tiere im Exotarium des Frankfurter Zoos nachzuzüchten. Im Sommer 2002 wurden dann die ersten nachgezüchteten Tiere - bestückt mit Sendern - wieder in den Teich zurückgesetzt. Durch Telemetrieuntersuchung erforscht die Universität Frankfurt hier nun bis zum Jahr 2005 Wanderwege, Eiablageplätze, Sonnenplätze und das Verhalten der Tiere.
Warum ist die Sumpfschildkröte bei uns so gefährdet?:
Einst waren diese Reptilien aus der Urzeit in Mitteleuropa weit verbreitet, heute sind sie vom Aussterben bedroht. Lange Zeit landeten sie als Fastenspeise in den Kochtöpfen unserer Vorfahren. Viele verloren aber auch durch Entwässerungen, Trockenlegung von Feuchtgebieten, Gewässerverschmutzungen und die zunehmende Konkurrenz durch ausgesetzte Schmuckschildkröten ihre Lebensräume. Zudem gingen durch Verbuschung und zunehmender Bebauung die lebensnotwendigen sandigen Eiablageplätze verloren.
Wegen der besonderen Bedeutung des Teiches als Lebensraum der heimischen Sumpfschildkröte wurde sie auch als Logo für das NSG ausgewählt.
Die Pflanzen
Neben der Tierwelt ist der Reinheimer Teich auch Lebensraum einiger seltener Pflanzenarten. An den Uferrändern, den Weisen und den zum Teil vom Dammweg aus nicht einsehbaren, zentralen Mähwiesen finden sich u.a. folgende Pflanzenarten:
Breitblättriges Knabenkraut, Schwarzschopf-Segge, Sumpf-Löwenzahn, Erdbeer-Klee und Sumpfveilchen. Insgesamt 12 dort vorkommende Pflanzenarten gelten nach der hessischen Roten Liste als gefährdet.